Hart, härter,….Heisswachs – Beinenthaarung für Männer

Marathon, Ultramarathon, … alles Kindergarten…die ultimative Herausforderung wartet in Ungarn ! Beinenthaarung für Männer ! Heisswachs in Mosonmagyarovar…

Aber nicht so schnell, ich beginne mal ganz vorne…

Schon seit längerer Zeit plage ich mich mit der Beinenthaarung herum. Zuerst ganz normal rasiert mit Schaum und Klinge, bringt nichts, spätestens am nächsten Tag spürt man schon wieder die kratzigen Stoppeln, ausserdem fangen die Beine an mit lauter Pusteln zu blühen.

Nächster Versuch mit Enthaarungscreme…naja. Funktioniert ganz gut, ist aber doch eine ziemliche Prozedur.

Kaltwachsstreifen sind auch nicht das Gelbe vom Ei, und der Bodygroom ist zwar nett aber doch auch sehr aufwändig. Vor allem muss man auch nach kurzer Zeit schon wieder ran. Also gibt es nur mehr eine Möglichkeit…und die lautet Heißwachs…die Idee spukt mir schon längere Zeit im Kopf herum, aber getraut habe ich mich bisher nicht…aber an einem heißen Sommertag ging es nach Ungarn….

Rasierer, Bodygroom und Kaltwachsstreifen für die Beinenthaarung

Rasierer, Bodygroom und Kaltwachsstreifen für die Beinenthaarung

Abfahrt nach Mosonmagyarovar. Meine bessere Hälfte will sich pflegen lassen. Ich habe also viel Zeit. Schlendere nach dem zweiten Kaffee durch die Ortschaft nahe der österreichischen Grenze. Heiss soll es heute werden, sehr heiß…vielleicht zu heiss…

Eine Werbetafel springt mir ins Auge. Harzen. Hmm…es ist immer ein K(r)ampf, die Wolle an meinen unteren Extremitäten in Schach zu halten. Epiliercreme, Rasieren, Kaltwachs…alles probiert. Die richtige Methode der Beinenthaarung habe ich bisher (noch) nicht gefunden. Sollte hier mein Weg enden ?

Todesmutig schiebe ich den Vorhang zur Seite. „Beine harzen ?“ frage ich. „Ja, zähn Minutän wartän“ höre ich als Antwort.

Hmmm…10 Minuten, wenn ich jetzt wegrennen würde, wäre ich in der Zeit mehr als zwei Kilometer entfernt. Aber es ist zu heiß und ich habe auch nicht meine Laufschuhe an. Also schmeisse ich mich in den nächsten Sessel und sage kurz und knapp „ok“.

Die Minuten vergehen und ein Typ Olga, Oberst der ungarischen Armee oder einem James-Bond-Film, kommt mir entgegen. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten sehr freundlich und sehr kompetent wie sich später herausstellen sollte. Frau Marko.

„Ganzär Körpär ?“ „Nein, nein, nein, nur Beinä Beine“ „Bittä Hosä ausziehän“. Drei Augenpaare sehen mich in dem kleinen Kosmetikstudio mit großen Augen an. Ich lasse die Hose runter und meine Radfahrerbräune gibt sich zu erkennen, der obere Oberschenkel käsig, darunter knackige Bräune. Ein entspanntes Lächeln entgleitet den Kosmetikerinnen. Wer weiß was die gedacht haben…

„Bittä hinlägän, Haarä sind abär sähr kurz, mal probierän ob gäht“. Vor zwei Wochen habe ich das letzte Mal den Rasierer darübergleiten lassen. Meiner Meinung nach ist „probierän“ die Größe einer Euromünze, aber Olga schmiert mein Bein von oben bis unten mit Heisswachs ein. Sie greift sich so ein Stück Tuch, legt es auf und ratsch – „ja, gäht“. Nun kommt ihre zweite Kollegin ins Spiel und kümmert sich um mein zweites Bein. Heißwachs drauf, ratsch, ratsch, die Schienbeine sind nach wenigen Zügen glatt. Die dritte Kollegin kümmert sich inzwischen um den Nachschub an Heisswachs.

Weiter gehts, die Damen wandern höher und höher. Abwechselnd am linken und rechten Bein wird geschmiert und geratscht. Au.

Ich schließe die Augen, beginne zu visualisieren, wie es so schön heißt. Nicht weil es weh tut, nein, sondern weil ich mich auf den langen Lauf am Wochenende mental vorbereiten will.

Prater Hauptallee, ich befinde mich auf dem letzten Kilometer meines 20 Kilometer Tempolaufes. Vor mir Haile. Leichtfüßig überhole ich ihn, spüre wie er das Michael-Jackson-Syndrom schlagartig ob meiner Leichtfüßigkeit erleidet und blass wird. Klopfe ihm auf die Schulter, deute ihm mitzukommen, aber er winkt leichenblass ab. Ratsch, ratsch, doch keine Hauptallee.

Die beiden Damen kommen den empfindlichen Stellen immer näher, vor allem an der Innenseite der oberen Oberschenkel ist die Haut doch sehr, sehr empfindlich.

Fabian Cancellara, Weltmeister, Olympiasieger im Einzelzeitfahren, vor mir. Ich sauge mich heran, bin neben ihm, die Zunge hängt ihm bis zu den Knien, der Schweiß rinnt in Strömen. Ich schalte hoch und lasse ihn stehen…

Mein Shirt klebt auch, allerdings im Kosmetikstudio. Ratsch, ratsch…verd… der Schweiß rinnt in Strömen, die Damen haben zwar Mitleid mit einem gestählten Körper, sind aber trotzdem unerbittlich. Mein dezenter Hinweis, das man die „Bikinizone“ doch rasieren könnte – „mach ma schon“…ahh…

„Bittä umdrähän“ Die beiden arbeiten sich wieder über die Wade nach oben. Die Unterhose wird dorthin geschoben, wo sie nicht hingehört. Das Wachs trifft auf Stellen, die hier nicht genannt werden möchten. Gottseidank liege ich nicht wie Gott mich schuf auf der Bank…

Visualisierung….Alii Drive, Ironman Hawaii 20xx, Andreas Raelert neben mir, dieser Zielsprint wird als DER Ironwar in die Geschichtsbücher eingehen. Mark Allen und Dave Scott…Kinderkram…es kann nur einen geben…Ratsch, ratsch, die heiklen Stellen sind wieder rasch erreicht. Ich zucke bereits, obwohl Olga noch gar nichts gemacht hat. Ist nicht wegen der Schmerzen, bin gerade beim Zielsprint auf dem Alii Drive…

Ich überquere das Zielband und höre…“färtig“…es kann doch nur einen geben !

Schweissnass aufgrund der vielen Visualisierungen erhebe ich mich vom Bett, schlüpfe wieder in die Hose.

Fazit I : Kein Finisher-T-Shirt, keine Finishermedaille…aber dafür nur 11,50 € Startgeld. Und das Bewußtsein, nach 15 Minuten als Erster im Ziel zu sein.

Fazit II : Meine Beine sehen aus, als ob ich die Röteln hätte, aber das soll morgen wieder vorbei sein.

Fazit III : Nach einer einstündigen Radrunde gefühlt doppelt so schnell unterwegs wie bisher. Oder war das nur das Adrenalin der Visualisierung ?? ;)

 

Ein Kommentar:

  1. Hallo Heinz,
    super geschrieben!

    Schöne Gruss
    Bernd

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