Christian Troger im Interview

Christian Troger im Interview
10 Fragen an den Ausnahmeathleten

Christian, in der Triathlonszene bist du ja kein unbeschriebenes Blatt.

Weltmeister

Europameister

Weltbestzeithalter

Kärntner

Eine Superlative jagt die andere…und das Ganze mit Handicap – du hast nur ein Bein seit Geburt – und bist mitten in der Weltspitze.

 

  1. Bitte stelle dich den Lesern kurz vor
Christian Troger - der Ausnahmeathlet

Christian Troger – der Ausnahmeathlet

Ich wurde ohne linkes Bein und ohne linke Hüftpfanne geboren. Damals erklärten Ärzte meinen Eltern, dass ich niemals würde gehen können. Dank der Unterstützung einer deutschen Klinik (Heidelberg) konnte ich mit nur 14 Monaten den erfreulichen Gegenbeweis liefern und meine ersten Schritte gehen.

In späteren Jahren war ich Kettenraucher, ließ keine Party aus, wankte orientierungslos durchs Leben und drohte abzustürzen. Bis ich eines Tages Triathleten bei einem Ironman beobachtete.

Fasziniert von deren Leistungen setzte ich mir das unmöglich scheinende Ziel, selbst erfolgreich an einem solchen Wettkampf teilzunehmen. Im Jahr 2011 war ich schließlich der erste Mann weltweit, der einen Ironman (Ironman Austria) mit einem Bein erfolgreich beendet hat.

  1. Du bist Triathlonprofi, lebst vom und für den Sport. Was macht die Faszination Triathlon für dich aus ?
Christian Troger -Zieleinlauf Podersdorf 2010 (@Austria Triathlon Phototeam/Bernhard Noll)

Christian Troger -Zieleinlauf Podersdorf 2010 (@Austria Triathlon Phototeam/Bernhard Noll)

Die Faszination Triathlon ist sicherlich die Vielfalt und der Unterschied der drei Sportarten. Es ist auch die Tatsache, dass man permanent an seine Grenzen gehen muss, egal welche Distanz man bestreitet. Auf den ganz kurzen Distanzen ist man quasi immer am Limit, auf den längeren Distanzen stößt man unweigerlich irgendwann an seine Grenzen.

Dieses ständige „ans Limit gehen“ ist einfach das, was die Faszination Triathlon für mich ausmacht.

  1. Wann oder was war der Knackpunkt, mit dem Triathlon zu beginnen ?

Der Knackpunkt hat bei mir eine Weile gedauert.

Durch Zufall war ich 2005 als Zuschauer beim Ironman dabei. Ich beobachtete wie sich die Athleten den ganzen Tag abkämpfen, sich quälen, teilweise vor Schmerz weinen. Das alles tun sie aus einem Grund: Weil sie ein Ziel haben, nämlich vor Mitternacht (Zielschluss) über die Ziellinie zu laufen. Diese Tatsache hat mich unglaublich fasziniert. Ich träumte, auch einmal an diesem Wettkampf teilzunehmen.

Trotzdem änderte sich vorerst mein Leben nicht. Ich rauchte weiter, lebte weiter ungesund und hatte mit Sport nach wie vor nichts am Hut. Doch der Traum vom Ironman schlummerte in mir und ich war jedes mal fasziniert, wenn ich Triathleten beobachtete.

3 Jahre später, also im Jahr 2008 war ich neuerlich Zuschauer beim Ironman. Wenige Tage später redete ein Arzt eindringlich auf mich ein, dass ich in meinem Leben etwas ändern soll. „Rauche weniger, trinke weniger Alkohol, ernähre Dich gesünder und vor allem: Mach ein bisschen Sport“, lautete der Rat. Auf meine Frage hin, welchen Sport er empfehlen würde, meinte er „moderaten Ausdauersport. Mit Deinem Handicap wäre ein wenig Radfahren und Schwimmen idealt“. Ohne groß zu überlegen meinte ich „Nehmen wir Laufen auch noch dazu, dann kann ich irgendwann einmal einen Ironman machen!“.

Offensichtlich war ein Ironman nicht das, was sich der Arzt unter moderatem Ausdauersport vorstellte. Er meinte, dass dies für mich ohne linkes Bein und ohne linke Hüftpfanne medizinisch unmöglich sei.

Das wollte ich nicht akzeptieren. Ich ging nach Hause und setzte mir das konkrete Ziel, 2011 den Ironman Austria erfolgreich zu beenden.

  1. Du bist Weltmeister, Europameister, Weltbestzeithalter. Wie sieht ein durchschnittlicher Trainingstag von Christian Troger aus ?
Christian Troger - Challenge Rimini - Europameister

Christian Troger – Challenge Rimini – Europameister

Die Trainingstage sind oft sehr unterschiedlich. Mittlerweile konzentriere ich mich wieder mehr auf längere Distanzen, was sich natürlich auch im Training niederschlägt. Ich mache viele lange Rad- und Laufeinheiten, aber auch immer wieder etwas Schnelles (sehr oft kurze Wettkämpfe als Training).

Im Schnitt trainiere ich zwischen 20 und 25 Stunden pro Woche.

  1. Wer ist das Team hinter Christian Troger ?

Obwohl Triathlon ein Einzelsport ist, ist es unglaublich wichtig, ein Team zu haben, dem ich zu 100 % vertrauen kann.

Mein Trainer Norbert Domnik war selbst erfolgreicher Triathlet, Olympiateilnehmer, 18 Jahre lang Weltcupstarter, mehrfacher Staatsmeister, Altersklassen Welt- und Europameister und 2facher Ironman Hawaii-Starter. Er weiß, wie der Hase läuft.

Eine sehr enge Vertrauensperson ist auch mein Mentaltrainer Günter Artzmann, der im Karate leistungsmäßig aktiv war und hier Europameister wurde. Er ist der Mann, der mich von Beginn an unterstützt und mit dem ich über alles reden kann.

Seit Beginn meiner Karriere unterstützen mich sehr viele Personen, sei es Christoph More, der Experte für alle technischen Fragen rund um mein Fahrrad, Gernot Breschan, der wichtigste Mann, wenn es um meine Prothesen geht und natürlich alle meine Sponsoren und Partner.

In sportmedizinischen und sportwissenschaftlichen Belangen werde ich vom Institut ALTIS in Klagenfurt professionell betreut.

  1. Bei deinen zahlreichen Erfolgen –gibt es „den“ schönsten Erfolg ?
Christian Troger - Weltmeister im Duathlon 2012 (@Marco Bardella)

Christian Troger – Weltmeister im Duathlon 2012 (@Marco Bardella)

Jeder Erfolg ist anders und auf seine Weise wunderschön.

Der größte und schönste Erfolg für mich ist es jedoch, wenn ich es schaffe, meine Botschaft weiterzugeben. Sie lautet, dass im Leben so viel mehr möglich ist, als wir es uns oft vorstellen können. Wenn mir das gelingt ist das ein viel größerer und schönerer Erfolg als es Medaillen und Titel je sein können.

  1. Welche Ziele peilst du für die Zukunft an ?

Ich versuche immer ganz klar definierte Ziele vor Augen zu haben, egal ob sportlich/beruflich oder privat. Es gibt noch vieles, das ich gerne erreichen und haben möchte und arbeite mit Leidenschaft und Begeisterung an der Verwirklichung dieser Vorhaben.

Mein nächstes sportliches Ziel ist der Ironman Florida am 7. November 2015

  1. Wie motivierst du dich ?

Ich versuche in meinem Leben, immer ein klar definiertes Ziel vor Augen zu haben.

Ziele, mit denen ich mich zu 100 % identifizieren kann, führen dazu, dass ich mit Leidenschaft und Begeisterung an deren Verwirklichung arbeite. So kann ich mich motivieren, auch wenn ich einmal keine Lust habe, da mir meine Ziele wichtig sind. Auf diese Art und Weise habe ich auch mein Leben in den Griff bekommen.

  1. Du bist nun unter die Buchautoren gegangen und beschreibst in deinem Buch „Geht nicht – läuft“ deine autobiographische Geschichte. Ist das Buch nur für Triathleten ?

Dieses Buch ist keinesfalls nur für Triathleten oder Sportler.

Christian Troger - Buchpräsentation (@photo baurecht)

Christian Troger – Buchpräsentation (@photo baurecht)

In meinem Buch erzähle ich meine ganz persönliche Geschichte. Ich berichte, wie ich den Weg aus der Sackgasse gefunden habe, den Weg in ein erfolgreicheres, erfüllteres, glücklicheres und zufriedeneres Leben. Dabei lade ich meine Leser dazu ein, das Leben anhand meiner Handlungen, Erfahrungen und Einsichten zu betrachten.

Franz Klammer schreibt in seinem Vorwort treffend: „Das vorliegende Buch wird Menschen berühren und begeistern. Vor allem aber soll es jenen Menschen Hoffnung schenken, die durch Schicksalsschläge vom Weg abekommen sind und die Mut für den Beginn eines neuen Lebensabschnittes benötigen.

Auch die ersten Rückmeldungen von Lesern sind sehr positiv. Viele Menschen, die mit Sport nichts am Hut haben finden sich in dem Buch wieder und es öffnet den Lesern eine andere Sicht auf manche Dinge.

  1. Gibt es eine Lieblingsstelle oder Zitat in deinem Buch ? Wenn ja, welches ?

Ich habe in diesem Buch ein Zitat des griechischen Philosophen Epikur verwendet, das mir sehr gut gefällt. Es lautet:

„Zerstöre deine Freude an dem, was du bereits besitzt,

nicht dadurch, dass du nach Dingen verlangst,

die du nicht hast. Aber erinnere dich daran, dass das, was du heute besitzt,

einmal zu den Dingen gehörte, die du dir erhofft hast.“

 

Das Buch „Geht nicht – läuft“ gibt es übrigens hier

 

Lieber Christian, ich möchte mich recht herzlich für deine spontane Bereitschaft zu diesem Interview bedanken und wünsche dir weiterhin viele Erfolge, Weltbestzeiten, Welt- und Europameistertitel und alles Gute für den bevorstehen IM Florida.

 

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